Putten und Schlemmen für armenische Kinder

Das dritte Charity-Golfturnier in memoriam Norbert Neininger, am Samstag auf der Oberen Alp ausgetragen, brachte der Stiftung Hilfe für Armenien 55 000 Franken ein. Sie dienen der Sanierung eines Kindergartens in Maralik.

180604 SN Golf Charity Armenien

Mike und Romi Baronian mit Pino Ciaccio.

STÜHLINGEN. «Wir sind hier in Armenien. Da rechnen wir nicht mit Gramm», meint Mike Baronian lachend. Der Unternehmer, der mit seiner Frau Romi als Gästebetreuer wirkt, zeigt lachend auf den Grillturm, wo sich 35 Kilogramm feinstes Kalbfleisch auf den abendlichen Höhepunkt vorbereiten. Sichtbar wird so, dass das Küchenteam rund um Stiftungsrat André Jaeger den ganzen Tag pausenlos im Einsatz ist, um seine 70 Gäste verwöhnen zu können. Chapeau!

Derweil geniessen die Golferinnen und Golfer, mittendrin Stiftungsmotor Pino Ciaccio, die wunderbare Stimmung auf und über dem Golfplatz Obere Alp, wo die Wolken Kunstwerk um Kunstwerk an den Himmel malen, und schlagen Bälle im Texas-Scramble-Modus in die 18 Löcher. Golf ist Plausch, gleichzeitig allerdings auch Leistung. Über 10 Kilometer werden zurückgelegt, und das angeschlagene Tempo ist so hoch, dass die ungelenken Journalisten ihre Recherchen lieber im Clubhaus fortsetzen.

Stichproben, bei Walter Wehrli oder Renato Tomasini etwa, zeigen, dass das Wissen um Armenien gross ist. Doch vor allem: Alle sind gewillt, die Zukunft Armeniens zu unterstützen. Ging es 2013 und 2015 um Kindergärten in Proshian respektive Aygehovit, so profitiert nun ein dritter in Maralik. Ist dieser saniert und erweitert, steigt das nächste Charity- Golfturnier.

«Ohne den unermüdlichen Einsatz von Norbert Neininger für Armenien wären wir jetzt nicht hier.»
Mike Baronian, Armenier und Stiftungsrat Hilfe für Armenien

Kasten: Seit dreissig Jahren wertvolle Hilfe für Armenien

Die Stiftung Hilfe für Armenien wurde 1999 und 2016 mit dem Schaffhauser Preis für Entwicklungszusammenarbeit ausgezeichnet.

Das verheerende Erdbeben in Armenien am 7. Dezember 1988 löste in der Schweiz eine bis heute anhaltende Welle der Hilfsbereitschaft aus. Unter der Leitung von Norbert Neininger, damals Geschäftsführer bei Radio Munot, sowie Pino Ciaccio wurden allein in Schaffhausen 20 Tonnen Hilfsgüter sowie rund 120 000 Franken gesammelt.

Nach der Soforthilfe in den Städten Jerewan, Gjumri und Wanadsor wurde die Stiftung Hilfe für Armenien gegründet, die sich vorerst auf Jerewan konzentrierte und dort das Arabkir-Kinderspital sanierte und erweiterte. «Trotz der grossartigen Unterstützung durch die Schaffhauser Bevölkerung haben wir mit der Zeit erkannt, dass wir zu klein sind, um in den Städten nachhaltige Hilfe leisten zu können», erklärt Mike Baronian, der im Januar 1990 für einige Jahre die Leitung der Cilag übernahm und sich als Armenier sofort für die Stiftung engagierte.

«Deshalb wandten wir uns ländlicheren Regionen zu, zunächst Proshyan in der Grossregion Jerewans. Danach folgte die Gemeinde Aygehovit im Norden an der Grenze zu Aserbaidschan. Von 2015 bis 2017 renovierten und erweiterten wir hier einen Kindergarten, eine Tagesklinik sowie die Wasserversorgung», so Mike Baronian. Anlässlich einer Leserreise der «Schaffhauser Nachrichten» konnte der Kindergarten eingeweiht und getauft werden, dies zu Ehren des inzwischen verstorbenen Initiators Norbert Neininger. Die Tagesklinik erhielt den Namen Jessica-und-Martin-Blumer-Klinik (siehe SN vom 17. Oktober 2017).

Sicherlich wäre in Aygehovit nach wie vor Investitionsbedarf vorhanden, doch wollte die Stiftung lieber einer weiteren Region Hilfe zukommen lassen: Im Fokus steht seit diesem Jahr die Kleinstadt Maralik, südlich von Gjumri im Nordwesten nahe der türkischen Grenze gelegen. «Natürlich begleiten wir die bisherigen Projekte weiter, bis wir sicher sein können, dass sie wirklich dauerhaft funktionieren», führt Romi Baronian aus. «Die Armenier sind noch nicht an eigenständiges, verantwortungsbewusstes Handeln gewöhnt. Jahrzehntelang erhielten sie von den Hierarchien Befehle, die man strikte ausführen musste, ohne sie zu hinterfragen. Gleichzeitig wurden die Anordnungen aber ohne inneres Engagement ausgeführt.»

Die Stiftung Hilfe für Armenien (www.armenien-stiftung.ch) ist bislang ein halbes Dutzend Mal von der Radio-Munot-Weihnachtsaktion unterstützt worden. Der Gesamtumfang der bisherigen Hilfe ist wegen bedeutender Hilfsgüter- und Medikamentenlieferungen schwierig abzuschätzen. Es dürften über fünf Millionen Franken sein. Hinzu kommt, dass stiftungsnahe Personen auch auf rein privater Ebene erhebliche  Unterstützung gewähren.