Auf dem Eis haben wir Champions League-Format

Die Schweizer Eishockey-Klubteams brillieren in der Champions Hockey League. Gleich vier Teams haben sich für den Achtelfinal qualifiziert. Doch diese starke Leistung wird von der Öffentlichkeit noch zu wenig honoriert.

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Der Champions-League-Herbst verläuft für die Schweiz bislang ernüchternd. Im Handball verloren die Kadetten Schaffhausen nicht nur gegen die übermächtigen Mannschaften von Veszprém (28:32), Paris Saint-Germain (25:35) und Barcelona (25:38), sondern zur grossen Enttäuschung ihrer Fans auch gegen die Dänen von Bjerringbro-Silkeborg (24:25). Damit sieht es nicht so aus, als ob die Kadetten in ihrer Achtergruppe wie erhofft zwei Teams hinter sich lassen könnten.

Auch dem FC Basel ist die Hinrunde alles andere denn optimal geglückt. Die Auswärtsniederlagen bei Arsenal London (2:0) und bei Paris Saint-Germain (3:0) kommen zwar nicht besonders überraschend, aber wenn kein Fussballwunder geschieht, hat das Heimunentschieden gegen die Bulgaren von Ludogerets Razgrad das Scheitern in der Gruppenphase bereits besiegelt.

Zu geringes Publikumsinteresse

Zum Glück gibt es noch das Eishockey. Hier sind die Schweizer Klubs europäische Spitzenklasse. Allerdings heisst hier offenbar die Devise: Die Schweizer Klubs gewinnen, mehr oder weniger souverän, doch (leider) interessiert es niemanden. Nur gerade 2864 Zuschauer erlebten im Durchschnitt die Siege der ZSC Lions gegen den ERC Ingolstadt (2:0), Lukko Rauma (2:0) und zuletzt gegen die Grizzleys Wolfsburg (5:3), in der nationalen Meisterschaft sind es mehr als dreimal so viele. Der SC Bern, seit 13 Jahren der absolute Zuschauerkrösus Europas, qualifizierte sich nach zwei klaren Siegen in den Gruppenspielen gegen Kosice (3:1) und Linz (5:0) mit einem Unentschieden gegen Red Bull Salzburg (3:3) für den Achtelfinal, nachdem man das Auswärtsspiel in Salzburg mit 4:1 gewonnen hatte. Der Zuschauerschnitt beträgt, dank dem Salzburg-Spiel, beachtliche 6817 Personen, doch im Vergleich zu den über 16 000 Fans, die sonst ins Stadion strömen, ist auch das noch steigerungsfähig.

Schweden, Finnland, Schweiz . . .

Wie Zürich und Bern qualifizierten sich Lugano (gegen Pilsen) und Fribourg (gegen Kosice) für die Runde der letzten 16. Lediglich Zug und Davos sind ausgeschieden. Neben der Schweiz stellen auch Schweden und Finnland vier Achtelfinal-Teams, Tschechien deren drei. Einzig die Eisbären aus Berlin vermochten in diese Phalanx einzudringen, während die übrigen fünf Teams der DEL bereits ausgeschieden sind. Damit ist das mittelmässige Interesse von Zuschauern und leider auch der Massenmedien bereits weitgehend erklärt. Zwar nehmen mittlerweile 13 Länder an der Champions Hockey League teil, doch wenn die eigentlichen Topsportnationen Deutschland, England (Sheffield Steelers) oder Frankreich (Gap Rapaces, Rouen Dragons) nur unter ferner liefen, dann braucht es einen langen Schnauf, um ans Ende der Fahnenstange zu gelangen.

Und wenn wir ehrlich sind, geht es uns ja auch so: Die Namen der beiden letzten Champions Hockey League-Gewinner Lulea HF (2015) und HC Frölunda (2016) sind nicht besonders beeindruckend. Immerhin freuen wir uns aber doch darüber, dass der HC Davos letzte Saison als Halbfinalist eine starke Leistung bot. Und ganz schwach erinnern wir uns noch daran, dass die Schweiz mit den ZSC Lions im Jahr 2009 sogar einen Champions Hockey-League-Gewinner stellten, ehe der Wettbewerb nach einer einzigen Austragung aus finanziellen Gründen während fünf Jahren eingestellt werden musste.

Dieses Jahr wollen die Schweizer erneut so weit kommen. Dank des Duells zwischen den ZSC Lyons und dem HC Lugano stösst am 1. und 8. November zumindest ein Team in den Viertelfinal vor. Auch bei den beiden anderen Partien ist ein Weiterkommen möglich. Doch die schweizerisch-finnischen Duelle SC Bern gegen JYP Jyväskylä und Fribourg- Gottéron gegen KalPa Kuopio sind keineswegs Selbstläufer, wenn man sich die Stärke der Nationalmannschaften vergegenwärtigt. Habt acht vor den starken Finnen!

 

Kasten Spengler Cup: Packendes Eishockey zum Jahresende

Der seit 1923 ausgetragene Spengler Cup in Davos ist eine der wichtigsten Trophäen im europäischen Eishockey und wird in fünf Ländern live übertragen. Am zweitteuersten Sportanlass nach den Swiss Indoors in Basel liefern sich zwischen Weihnachten und Neujahr jeweils geschickt ausgewählte Mannschaften hochwertige und doch freundschaftliche Duelle. Wer schliesslich gewinnt, ist bei diesem gesellschaftlichen Event letztlich Nebensache, aber wenn es dann doch eine der beiden Schweizer Mannschaften oder die stets beliebten Kanadier sind, dann freut einen dies eben doch.

An der 90. Austragung messen sich der HC Davos, der HC Lugano und das Team Canada mit einem russischen (Automobilisk Yekaterinburg), einem weissrussischen (HK Dinamo Minsk) sowie einem tschechischen Team (Mountfield HK aus Hradec Kralove).

Unsere Prognose: Yekaterinburg schafft den ersten russischen Sieg seit 2010. www.spenglercup.ch