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	<title>Buchhinweise &#8211; Aischines</title>
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		<title>Theater Sgaramusch: «Kinder stellen die spannendsten Fragen»</title>
		<link>https://aischines.ch/theater-sgaramusch-kinder-stellen-die-spannendsten-fragen/</link>
				<pubDate>Mon, 10 Dec 2018 10:56:29 +0000</pubDate>
		<dc:creator><![CDATA[Andreas Schiendorfer]]></dc:creator>
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				<description><![CDATA[Im Mai wurde das Theater Sgaramusch im Schauspielhaus Zürich mit dem Schweizer Grand Prix Theater 2018 ausgezeichnet. Damit verbunden ist ein eigener Band der Reihe «Mimos – Schweizer Theater-Jahrbuch», der am Freitag im Fasstheater vorgestellt wurde. Musik, Design, Theater. Der Schweizer Grand Prix 2018 in den jeweiligen Sparten geht an Irène Schweizer, Rosmarie Tissi und das Theater Sgaramusch. Schaffhausen ist, keine Frage, die Schweizer Kulturhauptstadt. In Bezug auf das Theater wird dies nicht nur durch den bereits im Mai im Schauspielhaus Zürich verliehenen Hans-Reinhart-Ring bestätigt, den 1996 auch der Schauspieler Mathias Gnädinger erhalten hatte (SN vom 26. 5), sondern nun auch in Buchform dokumentiert. Paola Gilardi, Co-Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur, und Claudia Rosiny, Verantwortliche für Tanz und Theater beim Bundesamt für Kultur, stellten am Freitag im Rahmen der Schaffhauser Buchwoche den reich bebilderten, attraktiv gestalteten Sgaramusch-Band vor und würdigten bei dieser Gelegenheit noch einmal das Engagement von Stefan Colombo und Nora Vonder Mühll. Spürte man, welchen Respekt sich das Theater Sgaramusch im Laufe der Jahre national und, wie das Buch belegt, auch international erspielt hat, so gab Regierungspräsident Christian Amsler nicht nur seiner Freude, sondern auch seinem Regionalstolz Ausdruck. «Die spannendsten Fragen zu allen Aspekten des Lebens stellen die Kinder», hielt er fest. Es gelinge dem Theater Sgaramusch immer wieder, der Welt der Kinder ganz nahe zu sein und diese mit Witz, Poesie und pädagogischem Geschick in ihren Stücken, keineswegs unkritisch, umzusetzen. «Sgaramusch fördert das Mitdenken und lässt nie eine Leere zurück, auch nicht bei uns Erwachsenen», resümierte der Erziehungsdirektor. Christian Amsler lobte zudem die «pfiffigen Requisiten und die tolle Musik» und damit auch jene Mitglieder des Sgaramusch- Teams, die, mehr oder weniger im Hintergrund wirkend, ebenfalls ihren Teil zum Erfolg beitragen. Ein kulturpolitisches Zeichen Mit ansteckendem Enthusiasmus wiesen Paola Gilardi und Claudia Rosiny auf die Bedeutung des Kinder- und Jugendtheaters in der heutigen Gesellschaft hin und wollten den verliehenen Preis auch als «ein bewusstes kulturpolitisches Zeichen des Bundes» verstanden wissen. Zusätzlich hob Christian Amsler die qualitativ hochstehende Breite des Theaterschaffens in Schaffhausen hervor. «Derzeit gibt es im Bereich von Theater und Jugendtheater nicht weniger als acht Leistungsvereinbarungen.» Bei allen Reden gehörte die grosse Bühne im Fasskeller jedoch dem Musiker Oliver Guz Maurmann, der zwischen 2004 und 2016 zehn Sgaramusch Stücke als Theatermusiker und Schauspieler mitprägte. Mit seinem kritischen Wortwitz und seinem Gespür für einprägsame Melodien wusste er zu gefallen; einmal meinte er schmunzelnd, dies sei ein potenzieller Hit, es fehle ihm nur noch der geeignete Songtitel. Und plötzlich sah man hinten im Fasskeller Stefan Colombo und dann auch Nora Vonder Mühll zum Takt der Musik wippen, tanzend in Erinnerungen schwelgen. Zweitartikel: Buchbesprechung Junge Menschen brauchen das Theater Seit ihrer Gründung im Jahr 1927 fördert und würdigt die Schweizerische Gesellschaft für Theaterkultur das Theaterleben in der Schweiz. Mit ihrer Reihe «Schweizer Theater-Jahrbuch» gibt sie ein Spiegelbild dieses Kulturbereichs heraus. 2011 wurde mit einem Band über Christoph Marthaler die Mimos-Reihe gestartet, die den Trägerinnen und Trägern des Hans-Reinhart-Rings (seit 2014 des Schweizer Grand Prix) gewidmet ist. Der Sgaramusch-Band enthält die Laudatio von Jurypräsident Gianfranco Helbling sowie Gespräche mit Nora Vonder Mühll und Stefan Colombo respektive Sgaramusch-Gründer Urs Beeler. Zwei Beiträge beleuchten auf wissenschaftlicher Ebene die Rezeption von «Die schwarze Spinne» (2008) und die Düsseldorfer Inszenierung des Stücks «Liebe üben» (2018). Weggefährten aus dem In- und Ausland kommen zu Wort, und Andri Beyeler widmet Sgaramusch eine – so Paola Gilardi – «schöne, poetische …experimentelle Geschichte». Einen besonderen Reiz dieses mit zahlreichen Aufnahmen von Bruno Bührer und Peter Pfister illustrierten mehrsprachigen Bandes macht die Einbettung in einen grösseren Zusammenhang aus – durch das Vorwort «Junge Menschen brauchen Theater» von Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamts für Kultur, sowie ein Dossier mit vier Beiträgen über das «Theater für ein junges Publikum». (schi) ■]]></description>
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		<title>Fatou Diome: Auf dem Papier zu Hause</title>
		<link>https://aischines.ch/fatou-diome-auf-dem-papier-zu-hause/</link>
				<pubDate>Tue, 12 Jun 2018 08:54:07 +0000</pubDate>
		<dc:creator><![CDATA[Andreas Schiendorfer]]></dc:creator>
				<category><![CDATA[Buchhinweise]]></category>
		<category><![CDATA[Kultur]]></category>
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				<description><![CDATA[Sie hat ihr eigenes Schicksal in einem Buch verarbeitet: Die senegalesisch-französische Schriftstellerin Fatou Diome las in der Gemeindebibliothek Neuhausen am Rheinfall. 180612 SN Fatou Diome NEUHAUSEN. 1:0 gegen Weltmeister Frankreich: Völlig überraschend zieht Senegal 2002 in den WM-Viertelfinal ein. Doch auf der kleinen Insel Niodor schwärmt der kleine Madické vor der einzigen Flimmerkiste im Dorf nicht für den Torschützen Papa Bouba Diop oder für den bekanntesten aller Löwen, Henri Camara, sondern für Maldini. Wie der italienische Captain möchte Madické Fussball spielen, wie er möchte er werden, und er weiss, dass dies nur möglich ist, wenn er nach Frankreich gelangt, irgendwie, wenn nötig ohne Papiere und mit Hilfe des Marabouts. Wie sehr man Madické dies gönnen würde! Doch ausgerechnet die ältere Schwester Salie, die es scheinbar geschafft hat, ist zurückhaltend, weil sie weiss: Die wenigsten Träume gehen für Migranten aus Afrika in Erfüllung. Dass Fatou Diome, seit ihrem Erstling «Le ventre de l’Atlantique» (2003) ein frankophoner Weltstar, in die Neuhauser Gemeindebibliothek gekommen ist, darf als Literaturtreffer bezeichnet werden. Torschütze ist Michael Streif, Vorstandsmitglied von Interbiblio. Dank Literatur in ihrer Heimatsprache möchte Interbiblio Migrantinnen und Migranten die Identität stärken und die Integration erleichtern. Ursprünglich als Verein Bücher ohne Grenzen gegründet, feiert Interbiblio das 25-jährige Bestehen mit Autorenlesungen erster Güte. Zwar konnte Fatou Diome am Sonntagabend nicht gerade vor voll besetzten Rängen antreten, doch tat dies ihrer Dribbelkunst und ihrer Spielfreude keinen Abbruch. Angeregt unterhielt sich die Buchstabentechnikerin beispielsweise mit einer eigens aus Frauenfeld angereisten Lehrerin über das Schicksal der Salie – und damit ihr eigenes. Salie-Fatou war als aussereheliches Kind der Ächtung preisgegeben. Nur dank ihrer Grossmutter landete sie nicht im «Bauch des Ozeans», und weil die anderen Mädchen nie mit ihr spielten, fuhr sie mit dem Grossvater zum Fischen hinaus. «Wer Fische essen will, muss fischen gehen», lehrte sie ihr Grossvater, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Auch als Studentin in Strassburg, wo ihre Schwiegermutter «keine Negerkinder in der Familie» haben wollte. Mit eisernem Willen, Pragmatismus, Humor und vor allem Optimismus hat sie schliesslich ihren individuellen Weg gefunden. Nicht zwischen den Sesseln Der Schriftsteller Léopold Sèdar Senghor, erster senegalesischer Staatspräsident nach der Unabhängigkeit 1960, hatte sich noch ganz der eigenen schwarzen Identität gewidmet. Der Filmemacher und Autor Ousmane Sembène, über den Fatou Diome ihre Doktorarbeit schrieb, begründete in Afrika den Feminismus, aber noch aus der dritten Person erzählt. «Ich» sagten erstmals – bei uns wohl wenig bekannte – Autorinnen wie Mariama Bâ, Ken Bugui («Die Unerwünschte») oder Calixte Beyala. Und Fatou Diome? «In mir verbinden sich die afrikanische und die europäische Kultur», sagt sie. «Ich sitze nicht zwischen zwei Sesseln, sondern auf zwei Sesseln.» Noch funktioniere dies in der allgemeinen Praxis kaum. Deshalb sei sie dort zu Hause, wo Afrika und Europa ihren Stolz aufgeben und sich begegnen: auf dem Papier. Madické hat es zwar nicht zu einer fussballerischen Karriere gereicht, doch die Löwen aus Senegal haben auch ohne ihn gute Chancen, in Russland die WM-Gruppenphase zu überstehen. Ihre Stars, Sadio Mané oder Kalidou Koulibaly etwa, sind angesichts ihres Marktwerts von über 60 Millionen Euro tatsächlich im reichen Europa «angekommen». Doch letztlich gilt für sie nichts anderes als für Madické, der in Niodor einen Lebensmittelladen führt, bei dem viele seiner Kunden anschreiben lassen: «Jeder Moment deines Lebens  muss dir Ehre einbringen.» «In mir verbinden sich die afrikanische und die europäische Kultur» Fatou Diome]]></description>
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		<title>Peter Stamm: Des Autors Rückkehr als Doppelgänger</title>
		<link>https://aischines.ch/peter-stamm-des-autors-rueckkehr-als-doppelgaenger/</link>
				<pubDate>Thu, 07 Jun 2018 08:43:19 +0000</pubDate>
		<dc:creator><![CDATA[Andreas Schiendorfer]]></dc:creator>
				<category><![CDATA[Buchhinweise]]></category>
		<category><![CDATA[Kultur]]></category>
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				<description><![CDATA[Peter Stamm las im Rahmen der Jubiläumswoche «40 Jahre Genossenschaft zum Eichenen Fass» aus seinem neuen Roman «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt». Es folgte eine spannende Diskussion über das Schreiben. 180607 SN Peter Stamm Der Schriftsteller hat seine Beine übereinandergeschlagen, Socken trägt er keine, man sieht seine Fussgelenke. Der linke Ellenbogen angewinkelt auf dem Holztisch, das Buch auf Augenhöhe. Die rechte Hand findet ihren Platz in der linken Elle, bildet eine Art Buchstütze. Der Autor liest zwei längere Passagen aus seinem neusten Roman. Unaufgeregt, doch eindringlich und präsent. Auf dem Holztisch steht ein Glas Wasser, der schwarze Rucksack ist an den Stuhl gelehnt. So unvollkommen diese Beschreibung auch sein mag, so zeitlos gültig ist sie. Seit seinem Erstling «Agnes» stellt der Schriftsteller fast jedes neue Buch in Schaffhausen vor. Und er hat sich, wenn man im Geiste zwei Fotos nebeneinanderlegt, nicht verändert; aber kann man seiner eigenen Erinnerung trauen? Kommt er, der im Thurgau geborene und in Winterthur lebende Stamm mit Thaynger Wurzeln, überhaupt selber? Oder schickt er einen jüngeren Doppelgänger? Oder kommen der 55-jährige Schriftsteller und sein 35-jähriges Alter Ego beide zusammen, und wir merken es nur nicht? Unbemerkt hat er ja auch seine Buch-Haltung verändert, einen Schluck Wasser getrunken. Gelächelt. Agnes hat sich weiterentwickelt. Sie heisst nun Magdalena (das ältere Du), heisst Lena (die Junge), und er nennt sich Christoph und Chris. «Wie viel meine Geschichte mit mir zu tun hatte, gab ich nie zu», liest Peter Stamm. «Wenn ich nach Lesungen darauf angesprochen wurde, wehrte ich ab und bestand auf der Unterscheidung zwischen Erzähler und Autor.» Richtig. Seinen Schlüsselsatz haben wir da bereits hinter uns, sinnieren darüber, ob es denn stimme, für uns, die wir den Roman lesend ebenfalls neu schreiben, ihm eine neue Bedeutung geben: «Zum ersten Mal hatte ich beim Schreiben gespürt, dass ich eine lebendige Welt erschuf. Zugleich entglitt mir die Realität immer mehr, erschien mir der Alltag langweilig und schal.» Ob es stimme, dass jeder, der erzähle, eine Frage habe, möchte nach der Lesung Ursula Stamm, die feinfühlige Moderatorin, wissen. Ja, meint Peter Stamm. Er erzähle immer von einem Punkt aus und nicht auf einen Punkt zu. Ausgangspunkt diesmal: Was würde passieren, wenn ich mir selbst begegnete? Er stellt sich das vor, weiss aber nicht, wohin seine Romanreise geht, entscheidet von Satz zu Satz, bis er spürt, dass er am Ziel ist. Die Publikumsfragen setzten sich fort, ergaben eine Art Schaffhauser Poetikvorlesung. Er sei gerne im Walde, hole sich zwischen Baumstämmen Inspirationen und plaudere und diskutiere gerne beim Gehen. Er sei ein steter Wanderer. Doch nach der Lesung wanderte er zum Glück nicht gleich weiter, sondern blieb in der Fassbeiz sitzen, als habe er da seinen Stammplatz. «Beim Schreiben erschaffe ich eine lebendige Welt, und die Realität entgleitet mir immer mehr.» Peter Stamm, Schriftsteller]]></description>
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